Herkunft
Melezitose ist ein Dreifachzucker, der durch die Übertragung eines Moleküls Glucose auf ein Saccharosemolekül entsteht. Die bienenwirtschaftlich wichtigen Honigtauerzeuger produzieren unterschiedlich viel Melezitose. Wenig Melezitose, im Durchschnitt etwa 15 %, finden sich im Tannenhonigtau, deutlich mehr, über 30 %, dagegen im Fichtenhonigtau. Besonders viel Melezitose, über 50 %, enthält der Honigtau der Großen Schwarzen Fichtenrindenlaus Cinara piceae.
Bei der Bearbeitung des eingetragenen Honigtaus durch die Bienen wird Melezitose nur langsam abgebaut. Je mehr Melezitose im Rohstoff ist, desto mehr bleibt im Produkt. Reiner Tannenhonig hat weniger als 5 % Melezitose und bleibt deshalb auch lange Zeit nach der Schleuderung flüssig. Fichtenhonig enthält mehr Melezitose und kristallisiert (auch) deshalb früher aus. Wenn es mehr als 20 % sind, wird der Honig bereits in den Waben fest.
Fast jede Honigtautracht ist eine Mischtracht, an deren Entstehung mehrere Lausarten beteiligt sind. Das gilt besonders für die Fichtentracht. Zuerst bestimmen Lecanien und „Rotbraune“ das Trachtgeschehen, später gesellen sich „Bemehlte“, „Gestreifte“ und „Gescheckte“ dazu, zum Schluss wirkt auch die „Große Schwarze“ mit. Deshalb tritt Zementhonig häufig erst gegen Ende einer Fichtentracht auf.
Diese Lausarten haben auch unterschiedliche Saugorte, die einen siedeln mehr außen am Baum, die anderen mehr innen. Hinzu kommt, dass die verschiedenen Läuse nicht gleichmäßig im Wald verteilt sind, die einen mehr dort, die anderen mehr da. Auch die im Wald aufgestellten Völker nutzen die verschiedenen Honigtauquellen nicht gleich intensiv. Es ist deshalb nicht verwunderlich, wenn es hinsichtlich Anteil, „Qualität“ und Menge von Zementhonig selbst zwischen den Völkern eines Standortes Unterschiede gibt.
Ein französischer Chemiker hat den Dreifachzucker vor über 100 Jahren im Honigtau von Lärchen (Larix spp.) entdeckt und ihn deshalb Melezitose (= Lärchenzucker) genannt. Diese Namensgebung hat in der Imkerschaft, aber auch in der Wissenschaft, zu dem Missverständnis geführt, dass Melezitose ausschließlich von den Honigtauerzeugern der Lärche produziert wird und deshalb Zementhonig nur bei Lärchentracht auftritt. Das ist nicht der Fall. Die Lärche spielt zumindest in Süddeutschland für die Waldtracht überhaupt keine Rolle.
Maßnahmen
Melezitosehonig ist eine besondere Art des Waldhonigs vor allem von Lärchen und Fichten. Melezitose ist ein Dreifachzucker, die eigentlichen Entstehungsursachen sind noch weitgehend unbekannt. Dieser sogenannte „Zementhonig“ kristallisiert innerhalb weniger Tage bereits in den Waben aus und lässt sich deshalb nicht schleudern, hohe Tageszunahmen (durchschnittlich 5-6 kg, Spitzenwerte von 8 kg und mehr) verschärfen die Probleme:
- Wenn Melezitosewaben noch flüssig (Honig meistens nicht ausgereift!) geschleudert werden, ist der Wassergehalt zu hoch, es muss mit Gärung gerechnet werden!
- Honig lässt sich ohne weitere Bearbeitung meist nicht mehr schleudern!
- Melezitose ist als Winterfutter ungeeignet und darf deshalb nicht in den Völkern bleiben!
Sofortmaßnahme
Der Bautrieb ist während einer Melezitosetracht in der Regel sehr gut, deshalb Mittelwände ausbauen lassen. Diese neuen Waben ungefüllt nach 1 – 2 Tagen als Reservewaben wieder aus den Völkern herausnehmen und später bei Trachtende zum „Umtragen lassen“ oder „Einfüttern“ einhängen. Oder die Waben volltragen lassen.
Gewinnung von Melezitosehonig
Methode | Benötigte Geräte | Beschreibung | Vor-/Nachteile |
Melezitose Waben entnehmen und anschließend umtragen lassen |
lebensmittelechte Behälter zum Einhängen von M- Waben, Leerzargen, Folie leere Waben(Bienenhausimker: ggf. Glas- oder Plexiglasplatte anstelle eines Deckels) |
Sofort nach Trachtende Waben entdeckeln, 5-20 min in warmem Wasser einweichen. Im zweiräumigen Volk über Absperrgitter einige leere Waben in 2. Zarge einhängen; Folie auflegen, diese an einem Eck als Aufstieg zurückschlagen. Aufsatz aufsetzen und etwa 5 durchnässte Waben in großem Abstand einhängen. Der Honig in diesem Raum wird ausgeraubt und umgetragen. Das Verfahren geht oft besser, wenn Abstand nach oben erhöht werden kann (Halb- oder Ganzzarge dazwischen schieben). |
Lange Zeitdauer vor allem bei mehreren Durchgängen; Einfütterung und Varroabehandlung verschieben sich. Honigverlust bis 50 % und mehr. Kristalle auf Folie und vor dem Flugloch. Funktioniert nur, wenn die Tracht zu Ende ist! |
Melezitose Honigwaben entnehmen und im Frühjahr umtragen lassen. |
trockener, kühler Lagerraum zur Überwinterung von verdeckelten M-Waben. |
M-Waben im nächsten Frühjahr in der Aufwärtsentwicklung der Völker ins Brutnest geben (ausrauben und umtragen lassen). Günstiger Zeitraum: Trachtlücke nach der ersten Schleuderung. |
Frühjahrshonig wird dunkler; Sortenreinheit wird erschwert |
Melezitose Honig in Wasser lösen und anschließend füttern. |
lebensmittelechter Behälter zum „Waben tauchen in warmes Wasser“; lebensmittelechte Gewichte zum Beschweren; ggf. Rührwerk, Futtergeschirr. |
M-Waben entdeckeln und ca. 4-6 Stunden in warmes Wasser tauchen, dabei Waben beschweren. Gelösten Honig in dieses warme Honigwasser stoßen oder ausschleudern. Die nächste Serie M-Waben ebenfalls wieder ca. 5 Std. in dieses (wieder aufgewärmte) Wasser tauchen und Vorgang wiederholen. Dicke Honiglösung dann innerhalb 24 Stunden an starke Bienenvölker verfüttern. Wichtig: leere Waben im Honigraum anbieten! |
Erheblicher Aufwand. Zeitliche Verzögerungen. Funktioniert nur, wenn die Tracht zu Ende ist! |
Melezitose Waben ausschmelzen |
Entdeckelungswachs- Schmelzer mit Infrarot-Strahler von oben; Behälter zum Aufbewahren der Honigwabenscheiben (z.B. Hobbock, Honigfässer) |
M-Wabenscheiben aus unbebrüteten Waben oder aus Wildbau mit Messer ausschneiden, ohne Rähmchen (!) in Entdeckelungswachs- Schmelzer geben und einschmelzen. Nach Erkaltung des Wachses, den Honig unten ablassen. Zwischenlagerung der MHonigscheiben in Lagergebinden ist möglich. Verfahren funktioniert nur mit unbebrüteten Waben! M-Wildbau gewinnt man auch durch Einhängen von leeren Rähmchen ohne Drahtung zwischen voll verdeckelte M-Waben (ggf. um 1 Aufsatz erweitern). Empfehlung wörtlich beachten ! |
Verfahren zeitlich ungebunden. Beeinträchtigung der Honigqualität möglich. Honig-Untersuchung erforderlich! |
Melezitose Waben auspressen |
Pressverfahren bei Großimkern nutzen |
M-Wabenscheiben ohne bebrütete Bereiche auspressen lassen (möglich: in Behältern zwischenlagern und später verarbeiten). |
Wachsgeschmack? Kosten ?? Bei Rückstandsbelasteten Waben steigen die Rückstände auch im Honig an. Verfahren nur begrenzt zu empfehlen! |
Melezitose Waben Stippen |
Igelwalze, Stippgerät oder Honiglösmaschine |
Honig mit Geräten in einzelnen Zellen durch mehrfaches Stippen lösen; dann schleudern. Vielfach bleiben beachtliche Mengen nicht schleuderbar. Häufig Wabenbruch beim Schleudern. |
Oftmals erhebliche Beschädigung der Waben; die Bienen reparieren jedoch auch wieder sehr viel. Hoher Arbeits- und Zeitaufwand. Bei leichtem bis mittlerem M-Anteil bewährte Methode. |
Melezitosereste in Futterkränzen
Melezitosehonig sollte möglichst nicht zu nahe im Wintersitz / Winterbienen-Brutnest belassen werden. Wenn Bienenvölker bereits zu Beginn der Winterzehrung an große Mengen dieses ballaststoffreichen Melezitosehonigs gelangen, kann bei einer langen Flugpause im Winter eine frühe Überlastung der Kotblasen in Verbindung mit einer heftig verlaufenden Ruhr auftreten. Erhebliche Völkerverluste sind zu erwarten.
Empfehlung: Brutwaben, die große Melezitose-Futterkränze enthalten, mit farbigen Reißzwecken markieren! Diese Waben möglichst an den Rand der Völker umhängen oder in einigen Altvölkern über Absperrgitter zum Zwecke einer späteren Honigernte sammeln und dann entnehmen und verarbeiten.
Behandlung des Melezitosehonigs
Melezitosehonig schmeckt in der Regel sehr gut. Der Honig bleibt trüb, leichte Formen von Melezitosehonig können gerührt werden, der Honig wird nicht völlig fein, bekommt aber doch eine annehmbare Konsistenz. Schmelzen von Melezitosehonig im Melitherm ist gängige Praxis, mit Hitzeschäden (Abnahme von Invertase, Ansteigen des Gehalts an Hydroximethylfurfural) ist jedoch zu rechnen.
Weiterverarbeitung zu Honigwein
Bei der Vergärung von Melezitose zu Met vergärt nur der im Honig enthaltene Anteil an Fruchtzucker und Traubenzucker, Melezitosezucker kann von der Hefe nicht verdaut werden. Damit ist eine korrekte Berechnung der benötigten Honigmenge äußerst schwierig, außerdem ist mit erheblicher Restsüße zu rechnen. Die Vergärung von Melezitose zu Met sollte deshalb erfahrenen Metherstellern überlassen werden.
Quelle: LWG Bayern
So machen wir es (von unten nach oben): Nach Trachtende: Melizitose-Wabenkiste auf das Bodenbrett stellen, danach leere Halbkiste obendrauf, dann 1.Absperrgitter, dann die 1-2 Brutrraum/räume stellen, dann 2. Absperrgitter und oben Honigraum stellen. Die Bienen tragen den Melizitose-Honig von unten nach oben um. Der umgetragene Honig kann geschleudert werden. Die Melizitose feuchten wir vorher an und entdeckeln mit Nadelwalze.
Herr Kusterer,
funktioniert das auch mit Mittelwänden im 2. Honigraum?
Ja. Wir haben das gerade probiert: Über Brutraum, Absperrgitter, dann Honigraum (hier wird der Meilizitosehonig von oben nach unten umgetragen), dann Bienenfluchtbrett (ohne Plastikeinsatz), dann leere Halbzarge, dann Honigraumzarge mit 6 Melizitose-Rähmchen, zum Abschluss Wandergitter und
Blechdeckel: Die Bienen tragen den Melizitosehonig nach unten, essen aber auch viel. Die Rähmchen gut einwässern und den Melizitosehonig aufwalzen, 1 mal wiederholen und die Rähmchen sind sauber.
Sehr schöner Artikel über den Melizitosehonig. Bei uns kommt dieser Honig sehr selten vor.