Identifizierung und Verbreitung
Die ungeflügelten Tiere von Cinara piceicola (Apterae) haben einen dunkelbraunen Kopf sowie Brust und ein blass-olives bis gelb-braunes Hinterleib. Sie besitzen zwei längliche, schwach gräulich-grüne Rückenstreifen und einen dünnen weißen Wachsstreifen dazwischen (siehe erstes Bild unten). Der Rücken ist nicht mit Wachs bepudert, aber die Unterseite des Körpers ist mehlig. Das Abdomen der Aptera hat sklerotisierte Bereiche auf dem Rücken, die aus einer transversalen segmentierten Bande auf den Segmenten I-III und einer breiten Kreuzbande auf VIII bestehen (siehe erstes Bild unten und erste mikroskopische Aufnahme darunter).
Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal von C. piceicola ist, dass die Haare auf der Außenseite der Hinterbeine alle kurz sind – weniger als 0,12 mm lang (vgl. die meisten anderen Fichtenrindenläuse, in denen alle oder viele dieser Haare oft deutlich über 0,12 mm lang sind). Die Honigsaftröhren (Siphunkel) sind meist klein und eher schwach pigmentiert (vgl. Cinara pruinosa mit hervorstehenden schwarzen Honigsaftröhren). Die Körperlänge der erwachsenen ungeflügelten Tiere (Aptera) beträgt 2,1-4,2 mm.
Vorsicht: C. piceicola bildet mit C. pruinosa oft Mischkolonien, so dass man zur Unterscheidung die Länge der Haare an den Beinenden (Tibia) und die Farbe der Honigsaftröhren bei den Adulten genau betrachten sollte.
Die zweite mikroskopische Aufnahme unten ist eine Ansicht der Bauchseite einer Aptera, die den langen Rüssel (Rostrum) zeigt.
Das eierlegende Weibchen ist eher klein (zumindest im Vergleich zu den Lebendgebärenden) und ist gräulich oder orange-braun, es besitzt einen auffälligen Wachsring am Hinterleib (siehe unten).
Im Frühjahr findet man C. piceicola auf den Fichten (Picea-Arten), insbesondere der Rotfichte (Picea abies), in Kolonien auf der Rinde von holzigen Trieben zwischen dem Nadelgrund. Im Sommer wandern sie zu älteren Ästen und Wurzeln. Von Mai bis Juni werden zahlreiche geflügelte Tiere (Alatae) gebildet. Lebendgebärende Weibchen und flügellose Männchen treten ab Juli auf. C. piceicola findet man in Nord-, West- und Mitteleuropa und offenbar auch in China.
Biologie und Ökologie
C. piceicola überwintert als Ei, das im Oktober und November einzeln auf die Fichtennadeln abgelegt wird. Wenn sie zum ersten Mal abgelegt werden sind die Eier gelblich, nehmen aber bald eine mehlgraue Farbe an, wie in den Bildern unten zu sehen ist. Bis zu drei Eier können auf eine Nadel gelegt werden.
Aus den Eiern schlüpfen im Frühling die Stammmütter, die sich von der Rinde der holzigen Triebe zwischen dem Nadelgrund ernähren. Das folgende Bild zeigt eine stark pigmentierte ausgewachsene Stammmutter (Fundatrix) der grüngestreiften Fichtenrindenlaus.
Die Stammmütter produzieren eine große Anzahl von Nachkommen, die sich von der Unterseite verholzter Triebe ernähren.
Die zwei charakteristischen grünen Linien auf dem Rücken sind bei Nymphen etwas heller als bei Erwachsenen, was die Identifizierung der Kolonien im Freiland erleichtert.
Von Ende Mai bis Juli werden geflügelte Tiere produziert, die sich schließlich verbreiten und auf den diesjährigen Trieben Kolonien bilden.
Sexuelle ausgeprägte Körperformen (sog. Morphen) entwickeln sich im Herbst. Das Bild unten zeigt ein Männchen und zwei eierlegende Weibchen der grüngestreiften Fichtenrindenlaus.
Das eierlegende Weibchen ist gräulich oder orange-braun und hat einen ausgeprägten Wachsring am Ende des Hinterleibs. Männchen sind flügellos, klein (nur 2,5 – 3,0 mm), dunkelgrün, langgestreckt und abgeflacht.
Pflege durch Ameisen
Die grüngestreifte Fichtenrindenlaus wird fast immer von Ameisen gepflegt und von Binazzi & Scheurer (2009) als obligatorisch von Ameisen abhängend beschrieben.
Die Bilder oben und unten zeigen, wie die Kolonien von roten Waldameisen (Formica rufa) gepflegt werden.
Am häufigsten konnten wir in Nadelwäldern beobachten, wie C. piceicola von F. rufa gepflegt wurde. Carter & Maslen (1982) stellten hierzu fest, dass die Lauskolonien in fast allen Fällen von Waldameisen gepflegt wurden. Aber sie sind nicht völlig von dieser Spezies abhängig.
Für mehrere Jahre hatten wir eine wachsende Population der grüngestreiften Fichtenrindenlaus auf einer frisch gepflanzten Fichte in unserem Garten. Dort wurden die Läuse beispielsweise von der schwarzen Gartenameise (Lasius niger) gepflegt.
Johansson & Gibb (2012) verglichen die Qualität und Quantität von Honigtau, der von Ameisen geerntet wurde, in Kahlschlägen, mittel-alten und alten Fichten-dominierten Beständen in borealen Wäldern in Schweden. Kahlschläge behielten 5-10 Bäume pro Hektar. Die Blattlauspopulationen wurden von C. piceicola dominiert. Es wurde gezeigt, dass Kahlschläge zu einer Verringerung der Größe und der Häufigkeit von Waldameisen und Ameisenhügeln beiträgt. Die Anwesenheit von Ameisen sorgt dafür, Räuber fern zu halten aber offensichtlich nicht die Parasitierung der Läuse. In der Tat zeigten Völkl & Novak (1997), dass der Laus-Parasitoid Pauesia pini mehr Eier in Läuse-Wirte legte die von Ameisen gepflegt wurden als in nicht gepflegte Tiere.
Mögliche Schäden
Über Schäden, die durch die grüngestreifte Fichtenrindenlaus verursacht werden, liegen nur wenige oder keine Informationen vor. In Europa wird ihre Anwesenheit als Honigtauerzeuger allgemein sehr begrüßt.
Referenzen
- Binazzi, A. & Scheurer, S. (2009). Atlas of the honeydew producing conifer aphids of Europe. Aracne. 132 pp. Einleitung
- Carter, C.R. & Maslen, N.R. (1982). Conifer Lachnids. Forestry Commission Bulletin No. 58, 75pp.
- Johansson, T. & Gibb, H. (2012). Forestry alters foraging efficiency and crop contents of aphid-tending red wood ants, Formica aquilonia. PLoS ONE 7 (3): e32817. Vollständiger Artikel
- Völkl, W. & Novak, H. (1997). Foraging behaviour and resource utilization of the aphid parasitoid, Pauesia pini (Hymenoptera: Aphidiidae) on spruce: Influence of host species and ant attendance. European Journal of Entomology 942, 211-220. Vollständiger Artikel
Quelle: influentialpoints.com
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