Grüne Tannenhoniglaus

Identifizierung und Verbreitung

Flügellose Tiere (Apterae) von Cinara pectinatae sind groß und (gewöhnlich) glänzend hell olivgrün, mit drei diffusen helleren grünen Längsbändern. Der Kopf und die Anhängsel sind braun und die Augen sind rot. Das Hinterleib hat zahlreiche kleine Flecken, die über den gesamten Rücken verteilt sind. Die Honigsaftröhren sind klein und blass. Die Beine sind blass und fleckig oder bräunlich gesprenkelt. Das erste hintere Fußwurzelsegment ist mindestens doppelt so lang wie das zweite hintere Fußwurzelsegment. Die Körperlänge beträgt 2,8 bis 5,0 mm.

Neben der grünen Form gibt es auch eine braune Form, die in England im September gefunden wurde (siehe Mikrografaufnahmen unten von grüner und brauner Form in Alkohol).

C. pectinatae ernährt sich von Tannen (Abies spp.), insbesondere Abies alba (Weißtanne), aber auch Abies nephrolepis, numidica, pindrow, sutchuenensis (= Abies fargesii var. sutchuenensis) und veitchii. Eierlegende Weibchen und geflügelte Männchen findet man im Oktober. C. pectinatae kommt in ganz Europa ostwärts bis in die Türkei vor und wurde bisher noch nicht auf nordamerikanischen Tannenarten beobachtet.

Biologie und Ökologie

Die grüne Tannenhoniglaus ist eine solitäre Art, die einzeln auf kleinen Ästen lebt, wo sie auf den Nadeln sitzt. Sie frisst bevorzugt zwischen Blattstiel und Stängel wie im unteren Bild gezeigt.

C. pectinatae bewegt sich selten von der Stelle, sie ist mit ihren kräftigen Krallen gut verankert. Sie setzen auf eine gute Tarnung, die sehr den grünen Nadeln ähnelt, um sich vor (Vogel-) Räubern zu schützen. Wir haben auch eine braune weibliche Form (siehe unten) auf zwei Tannenarten (Veitchstanne, A. veitchii und Edeltanne, A. procera) gefunden. Die veröffentlichte Literatur besagt hingegen, dass nur Männchen von C. pectinatae braun sind.

Wie gut ihre Tarnfarben funktionieren, sieht man im unteren Bild. Die braune Form des Weibchens entspricht in etwa der Farbe der Knospen und des Zweiges.

Die braunen Weibchen sind morphologisch identisch mit der sonst üblicheren grünen Form. Wie bei der grünen Form sind die Honigsaftröhren klein und blass (siehe unten, links) und das erste hintere Fußwurzelsegment ist mindestens doppelt so lang wie das zweite hintere Fußwurzelsegment (siehe unten, rechts).

Wir haben kürzlich von Andrea Binazzi erfahren, dass er sich an braune Formen von C. pectinatae erinnert, die morphologisch identisch mit den grünen Formen sind, welche er  im Spätsommer und Herbst in der in der Toskana beobachten konnte.

Pflege durch Ameisen

Die Anwesenheit von C. pectinatae auf dem Nadelwerk wird oft durch die Umtriebigkeit von Wespen und Ameisen verraten. Lehr (1988) bestätigt, dass C. pectinatae von Ameisen gepflegt wird, obwohl es in der Literatur nur wenige Berichte darüber gibt, welche Ameisen-Arten mit der Laus assoziiert sind. Wir haben die glänzendschwarze Holzameise (Lasius fuliginosus) an Tannenzweigen gefunden, die von C. pectinatae besiedelt waren und haben (schließlich) beobachtet, wie sie sich aktiv um sie kümmerten (siehe unten).

Allerdings ist die glänzendschwarze Holzameise ungewöhnlich empfindlich auf Störungen, wenn sie C. pectinatae pflegt und beide Arten nehmen schnell Reißaus, wenn sie gestört werden.

Neben der aktiven Pflege der Blattläuse zur Stimulierung der Honigtauproduktion scheint Lasius spp. auch Honigtautröpfchen von den Nadeln und vom Boden aufzunehmen (siehe Bild oben).

Populationsdynamik

Die Populationsdynamik von C. pectinatae wurde sowohl in Frankreich als auch in Deutschland untersucht, da es sich um einen der wichtigsten Honigtauerzeuger handelt, der für die Imkerei in Mitteleuropa von Bedeutung ist. In einer siebenjährigen Studie fand Maquelin (1974) heraus, dass die Anzahl der im Herbst gelegten Eier umgekehrt proportional zu den Höchstwerten im Sommer war. Bloc et al. (1984) überwachten die Laus-Populationen in Frankreich über zwei Jahre. Sie kamen zu dem Schluss, dass der Niederschlag ein wichtiger Einflussfaktor für die Laus-Zahlen war. Als es während der Entwicklung der ersten Jungfern-Generationen stark regnete, verhinderte er eine Massenvermehrung von C. pectinatae. Dies wiederum reduzierte die Honigtauproduktion und verhinderte eine „Tannenhonigernte“ bei den Imkern.

Der Massenwechsel von C. pectinatae läuft jedes Jahr nach einem Schema ab (Liebig et al., 1982), das sich von März bis Oktober in 4 bzw. 5 Phasen einteilen lässt:

  1. Entwicklungszeit der Stammütter (März bis Mai),
  2. Vermehrungsphase (Mai/Juni) – nur in dieser Zeit während die Triebe sprießen, waren die Läuse in zahlreichen Nummern vertreten,
  3. Stagnationsphase (Juni),
  4. (oder 3.) Zusammenbruch (Juli/August),
  5. (oder 4.) Auftreten der Geschlechtstiere (September/Oktober) – die Eier werden einzeln auf die Nadeln abgelegt.

Liebig kam zu dem Schluss, dass Schwankungen in der Populationsgröße nicht wie von Bloc et al. (1974) postuliert durch Niederschläge und Temperaturveränderungen verursacht wurden. Stattdessen aber wird die Fruchtbarkeit und Sterblichkeit von C. pectinatae durch den physiologischen Zustand der Wirtspflanze beeinflusst.

In Süddeutschland ist C. pectinatae der wichtigste Honigtauerzeuger auf der Weißtanne (A. alba). Liebig (1987) untersuchte die Populationsdynamik der grünen Tannenhoniglaus, um Faktoren zu bestimmen, welche die Tracht von der Weißtanne beeinflussen. Da die beobachteten Tannen an einer Krankheit litten, war es von Interesse, ob diese Krankheit die Populationsdynamik von C. pectinatae beeinflusste. Zu den typischen Populations-Trends gehörte eine Zunahme der Population während der Aussprossung im Mai, Juni und Juli, die im Juli/August ihren Höhepunkt erreichte und danach im August und September einen Zusammenbruch erfuhr. Auf stark befallenen Tannen gab es im September einen zweiten Höhepunkt der Populationsdichte, verursacht durch intensive Vermehrung im Spätsommer.

Mögliche Schäden

Es gibt keine Berichte über die Schädigung von Tannen durch C. pectinatae, in Mitteleuropa gilt die Laus als willkommener Gast für die Tannenhonig-Produktion.

Referenzen

  • Bloc, A. et al. (1984). Étude préliminaire de la dynamique des populations d’un puceron producteur de miellat: Cinara pectinatae Nördl. (Homoptera-Lachnidae) dans le doubs. Relation avec la pluviométrie. Apidologie 15(1), 11-22. Vollständiger Artikel
  • Lehr, P.A. (Ed) (1988)Keys to the insects of the Far East of the USSR in six volumes: Volume II. Homoptera and Heteroptera Leningrad, Nauka publishing house. Vollständiger Artikel
  • Liebig, G. et al. (1982). Witterungsverlauf und massenwechsel der grünen tannenhoniglaus Cinara pectinatae (Nördl.) (Homoptera, Lachnididae) in Den Jahren 1977-1981. Apidologie 13(3), 275-295. Vollständiger Artikel
  • Liebig, G. (1987). Der Massenwechsel der grünen Tannenhoniglaus Cinara pectinatae in serschieden stark erkrankten Tannenbeständen 1977-1985. Apidologie 18(2), 147-162. Vollständiger Artikel
  • Maquelin, C. (1974). Observations sur la biologic et l’ecologie d’un puceron utile a V apiculture: Buchneria pectinatae (Nordl) (Homoptera, Lachnidae). PhD thesis, L’Ecole Polytechnque Federale de Zurich.
  • Stary, P. (1976)Aphid Parasites (Hymenoptera, Aphididae) of the Mediterranean area. Springer.

Quelle: influentialpoints.com

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