Identifizierung und Verbreitung
Die ungeflügelten Tiere (Apterae) von Cinara piceae sind einheitlich pechschwarz und werden oft „ähnlich der Textur und Form alter Teertröpfchen“ beschrieben. Der vordere Bereich (Brustbereich) ist glänzend, während das Hinterleib weitgehend nicht gehärtet (sklerotisiert) ist, was darauf hinweist, dass die dunkle Körperfarbe subkutikulär ist. Die porenförmigen Luftlöcher auf der Seite (spirakulären Öffnungen) befinden sich in einer Reihe von Vertiefungen, die dem Hinterleib Einkerbungen verleihen. Die Honigsaftröhren sind eher klein, wobei der sklerotisierte Bereich normalerweise nicht breiter als der doppelte Durchmesser des Randes ist. Die körpernahen Teile der Beine und die Füße sind schwarz, wobei die mittleren Teile rotbraun und am Ende wieder schwarz sind. Die Körperlänge von C. piceae beträgt 4,5-6,7 mm.
Die geflügelten Tiere (oben rechts und unten links) sind in der Färbung den ungeflügelten sehr ähnlich. Die Vorderflügel sind breit und mit einem blassgrauen Überzug getönt. Das pigmentierte Flügelmal (Pterostigma) ist fast halb so lang wie die Subcostal-Ader. Die geflügelten Tiere sind außerdem dadurch gekennzeichnet, dass an ihrem dritten Antennensegment 11-16 ziemlich große sekundäre Rhinaria vorliegen (plattenartiges Sinnesorgan unterschiedlicher Form auf einem beliebigen Segment, siehe Bild unten rechts).
Das eierlegende Weibchen ist dunkel gelblich-grau mit einem großen Wachsring am Ende des Hinterleibes (siehe Bild weiter unten). Das flügellose Männchen ist klein (etwa 3,5 mm), länglicher als andere Laus-Formen und ist dunkel bläulich-grau mit sklerotisierten, schwarz glänzenden Körperstellen.
Im Frühjahr bildet die große schwarze Fichtenrindenlaus größere Kolonien auf den Unterseiten älterer Äste und auf den Stämmen der Fichte (Picea spp.). Im Mai bis Juni werden zahlreiche geflügelten Tiere produziert, die eierlegenden Weibchen entstehen von September bis Oktober und bewegen sich zu den diesjährigen Trieben. Dort legen sie mit Wachs bepuderte Eier auf die Nadeln. Im Sommer ziehen sich Kolonien oft auf Bodenhöhe oder sogar bis auf die Wurzeln zurück. Sie kommen in ganz Europa und im Fernen Osten vor, ihre Population kann von Jahr zu Jahr stark variieren.
Biologie und Ökologie
Wie oben bereits erwähnt, beobachteten Blackman & Eastop (1994), dass sich C. piceae von den Unterseiten älterer Äste und Stämme im Frühjahr auf Bodenhöhe oder die Wurzeln im Sommer bewegen kann. Völkl & Novak (1997) geben hingegen an, dass sie ihren Futterplatz während des Jahres normalerweise nicht verlassen.
Die einzige Kolonie, die wir gefunden haben (siehe unten), gedieh im Juli, konnte im August aber nicht mehr auf dem Baum gefunden werden, weder an ihrer ursprünglichen Position noch in der Nähe des Stammes.
Diese Kolonie im oberen Bild teilte sich einen eher kleinen Baum (etwa 4 Meter hoch) mit Populationen von Cinara piceicola und Cinara pruinosa. Eierlegende Weibchen mit einer auffälligen weißen Wachsfläche am hinteren Ende des Hinterleibs können von Anfang September bis November gefunden werden (siehe unten).
Sie bewegen sich zu den diesjährigen Trieben, um dort ihre Eier (siehe Bild unten) auf die astnahe Seite einer Nadel zu legen (Carter & Maslen, 1982).
Die Nadeln mancher Zweige sind oft mit Eiern übersät.
Pflege durch Ameisen
Alle drei Morphen in der oben beschriebenen Kolonie wurden energisch und effektiv von Waldameisen (Formica rufa) betreut und verteidigt. Die Ameise im Bild unten macht eine Drohgebärde, um einen Eindringling abzuwehren (den Fotografen).
Obwohl die große schwarze Fichtenrindenlaus manchmal von Ameisen gepflegt wird, stellt dies offenbar keine notwendige Gemeinschaft dar (Carter & Maslen, 1982). Auf jungen Fichten innerhalb eines kürzlich aufgeforsteten Moorlandes wurde z.B. eine bedeutende Anzahl Laus-Kolonien ohne Ameisen gefunden.
Binazzi & Scheurer (2009) beschreiben die Pflege durch Ameisen an C. piceae auch als optional, während Völkl & Novak (1997) andeuten, dass die Intensität der Ameisenpflege das ganze Jahr über variiert. Novgodorova (2005), der in Russland arbeitete, fand heraus, dass C. piceae von verschiedenen Formica-Arten gepflegt wurde, nicht jedoch von Lasius– oder Myrmica-Arten. Gibb & Johansson (2010) untersuchten Faktoren, die den Honigtau-Ertrag der schwachbeborsteten Gebirgswaldameise (Formica aquilonia) von C. piceae und Cinara piceicola Kolonien in bewirtschafteten borealen Wäldern in Schweden beeinflussen. Die Honigtau-Ausbeute in frischen Kahlschlägen war ähnlich wie bei älteren Baumbeständen aber deutlich geringer als in mittel-alten Beständen. Die hohe Aktivität der Ameisen in Kahlschlägen ist auf die große Anzahl an Fichtenkeimlingen mit hohem Laus-Besatz zurückzuführen.
Mögliche Schäden
Carter & Maslen (1982) berichten, dass es in der Regel nur wenige Bäume sind, die einen Massenbefall durch die große schwarze Fichtenrindenlaus aufweisen. Die Rinde kann Anzeichen von Rissen und Blutungen zeigen, wenn Kolonien daran gefressen haben und es kann zu Nadelaustrocknung kommen. Bei starkem Laus-Befall kann Honigtau auf dem Baumstamm auch mit rußigem Schimmel überzogen sein.
Kilpelainen et al. (2003) untersuchten Mischpopulationen von C. piceae und C. pruinosa, die von Ameisen (Formica spp.) gepflegt wurden. Sie fanden heraus, dass ein Ameisen-Laus-Mutualismus (Form einer Symbiose) mit einer deutlichen positiven, aber nicht signifikanten Zunahme des Höhenwachstums bei einzelnen, fünf Jahre alten Fichtenkeimlingen zu beobachten ist. Auf das Stammwachstum einzelner schnell-wachsenden 30-jährigen norwegischen Fichten wirkte sich der Mutualismus jedoch leicht negativ aus. Man kam zu dem Schluss, dass die Auswirkungen in der Summe vernachlässigbar sind, da nur wenige Bäume einen starken Befall aufwiesen. Delfino & Binazzi (2002) berichteten hingegen, dass der Befall mit C. piceae in Argentinien einen wirtschaftlichen Schaden verursachte.
Die nützliche Seite am Befall der großen schwarzen Fichtenrindenlaus in Europas Wäldern stellt ihre Wichtigkeit als Honigtauerzeuger dar. Sie wird von Imkern sehr begrüßt, da sie eine wichtige Futterquelle für Bienen ist und ihnen ermöglicht, ausgezeichneten Honig zu produzieren. Eine Gefahr hierbei birgt jedoch der hohe Anteil an Melezitose im Honigtau der Laus. Erfahren Sie dazu mehr unter „Melezitosehonig – Was tun?„.
Referenzen
- Binazzi, A. & Scheurer, S. (2009). Atlas of the honeydew producing conifer aphids of Europe. Aracne. 132 pp. Einleitung
- Carter, C.R. & Maslen, N.R. (1982). Conifer Lachnids. Forestry Commission Bulletin No. 58, 75pp.
- Delfino, M.A. & Binazzi, A. (2002). Áfidos de coníferos en la Argentina (Hemiptera: Aphididae). Rev. Soc. Entomol. Argent. 61 (3-4), 27-36.
- Gibb, H. & Johansson, T. (2010). Forest succession and harvesting of hemipteran honeydew by boreal ants. Annales Zoologica Fennica 47, 99-110. Vollständiger Artikel
- Kilpelainen, J. et al. (2009). Does the mutualism between wood ants (Formica rufa group) and Cinara aphids affect Norway spruce growth? Forest Ecology and Management 257 238-243. Abstract
- Novgodorova, T.A. (2005). Ant-aphid interactions in multispecies ant communities: Some ecological and ethological aspects. European Journal of Entomology 102, 495-501. Vollständiger Artikel
- Völkl, W. & Novak, H. (1997). Foraging behaviour and resource utilization of the aphid parasitoid, Pauesia pini (Hymenoptera: Aphidiidae) on spruce: Influence of host species and ant attendance. European Journal of Entomology 942, 211-220. Vollständiger Artikel
Quelle: influentialpoints.com
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