Graugrün gescheckte Fichtenrindenlaus

Identifizierung und Verbreitung

Die Apterae (die ungeflügelten Formen im Generationszyklus der Blattläuse) von Cinara pruinosa sind dunkelgrün oder braun, manchmal mit bronzefarbenem Metallic-Ton. Sie sind am Rücken und an der Unterseite des Körpers oft mit Wachs bepudert. Immature Formen können bepudert sein oder nicht. Sie haben hervorstehende schwarze kegelförmige Honigsaftröhren (Siphunkel). Die Beine und der Körper sind deutlich behaart.

Die Adulten von C. pruinosa haben in der Regel eine fleckige schwarze Zeichnung in einem Muster, das dem Buchstaben Omega auf Tergiten 1-3 ähnelt (Tergit = bei Gliederfüßern die sklerotisierten, harten Chitinplatten der Segmente des Außenskeletts). Zwischen den Siphunkularkegeln gibt es manchmal eine weitere schwärzliche Zeichnung.

Die Beine sind blass bis auf das obere Drittel der Femora (Oberschenkel) und die unteren Hälften der Tibiae (Schienbeine) und Tarsen (Füße). Die Härchen an der Außenseite der hinteren Tibia sind ziemlich lang, wobei alle oder viele von ihnen mehr als 0,12 mm und mehr als 0,6 mal die Breite der hinteren Tibia in ihrer Mitte aufweisen. Die tibialen Haare sind blass oder dunkel mit meist unpigmentierten Basen.

Das zweite Tarsalsegment ist kürzer als der maximale Durchmesser der Zapfen. Die beiden am Ende gelegenen Segmente des Rostrums (spitz zulaufende oder schnabelartige Fortsätze, hier: Rüssel) sind 1,1-1,5 mal länger als das zweite Tarsalsegment. Die Körperlänge beträgt 2,4-5,0 mm.

Eierlegende Weibchen (Oviparae) sind etwas kleiner als die Lebendgebärdenden (Viviparae) und haben einen Wachsring rund um den Hinterleib. Sowohl geflügelte als auch ungeflügelte Männchen wurden beobachtet (letztere Beobachtung ist möglicherweise fehlerhaft).

C. pruinosa kommt im Frühling in kleinen Kolonien an den verholzenden Zweigen der Fichte (Picea spp.) vor, später aber an der Basis des Stammes und an den Wurzeln in den Unterständen der Ameise. Oviparae und Alatmännchen kommen im September-Oktober vor, aber es findet auch eine anholozyklische Überwinterung an Wurzeln statt. Verbreitet überall in Europa bis in den Osten (Türkei) und in Nordamerika.

Biologie und Ökologie

Eier der graugrün gescheckten Fichtenrindenlaus werden auf die Rinde jüngerer Zweige gelegt, obwohl Pintera (1966) berichtet, dass einige Apterae (die ungeflügelten Formen im Generationszyklus der Blattläuse) in speziell von Ameisen präparierten Kammern auf den Wurzeln überwintern. Carter & Maslen (1982) berichten, dass Alate (geflügelte Individuen) von Juni bis August vorkommen und dass ihre Nachkommen sich an Wurzeln oder an der Basis des Stammes von Fichten entwickeln. Wir haben jedoch im März, August und Oktober auf den Zweigen der Fichte Apterae und Nymphen gefunden. Eine solche im März gefundene Kolonie ist unten gezeigt.

Cinara pruinosa Jungtiere

Zu beachten ist, dass die Jungtiere (Bild oben) kein dorsales Wachs haben. Sie wurden bis zum Adult-Stadium aufgezogen, um ihre Identifizierung zu verifizieren. Das frisch gehäutete Exemplar von C. pruinosa, kam dabei besonders schön zur Geltung (Bild ganz oben links). Es gibt Hinweise darauf, dass C. pruinosa Populationen auf den Einsatz von Dünger in Baumschulen günstig reagieren. Wellenstein (1960) berichtet hierzu, dass bei 5-jährigen Fichten im Topf, die künstlich mit C. pruinosa infiziert mit Stickstoff, Kalzium, Kalium, Phosphor oder Spurenelementen gedüngt wurden. Jene Blattlauspopulationen auf den Fichten, die mit Stickstoff und Kalzium gedüngt wurden, entwickelten sich rasant und sind dann schnell verschwunden. Bei Kalium und Phosphor  war die Entwicklung etwas langsamer, aber dafür in größerem Umfang und länger andauernd.

Manchmal kann man beobachten, dass C. pruinosa von der Roten Waldameise (Formica rufa) gepflegt wird, wie auf den Bildern oben und unten zu sehen ist. Binazzi & Scheurer (2009) berichteten, dass C. pruinosa optional von Ameisen abhängig sind.

C. pruinosa wird von der Roten Waldameise (Formica rufa) gepflegt

In Schweden kommen gemischte Populationen von Cinara piceicola und C. pruinosa mit der Schwachbeborsteten Gebirgswaldameise (Formica aquilonia) vor. Johansson & Gibb (2012) verglichen Kahlschläge (5-10 Bäume/ha), von mittel-alten sowie alten Fichten dominierte Bestände borealen Waldes auf Qualität und Quantität von Blatthonigtau, der von diesen Ameisen gewonnen wurde. Die Waldameisen haben in den Kahlschlägen weniger Honigtau geerntet, was zu einer Verringerung ihrer Größe und des Vorkommens an Ameisen sowie Ameisenhügeln führte.

Manchmal wird C. pruinosa jedoch nicht von Ameisen gepflegt. Die einzige nicht-gepflegte Kolonie die wir gefunden haben, schien sich von den anderen völlig zu unterscheiden. Die ganze Kolonie war sehr stark mit Wachs bepudert – in einem solchen Ausmaß, dass wir sie fälschlicherweise als eine anderen Spezies identifizierten (Cinara costata). Das untere Bild zeigt eine Gruppe von Individuen im vierten Nymphen-Stadium.

Gruppe von C. pruinosa im Nymphen-Stadium

Wo C. pruinosa von Ameisen gepflegt wird, haben wir weder Räuber noch Parasiten gefunden. Wo sie nicht beaufsichtigt waren, fanden wir potenzielle Räuber in der Nähe der Blattlauskolonien – insbesondere den Nadelbaum-Marienkäfer (Aphidecta obliterata), der unten gezeigt wird.

Aphidecta obliterata frisst eine Laus

Als Aphidecta mit Blattläusen auf einen Ast gesetzt wurde, begann er rasch sie zu verschlingen. Dies beweist nicht, dass er ein wichtiger oder sogar häufiger Räuber ist, aber es zeigt sicherlich, dass er sie fressen würde, wenn er hungrig ist!

Mögliche Schäden

Die graugrün gescheckte Fichtenrindenlaus lebt oft in Mischkolonien. Das Bild unten zeigt eine grüne Farbform von C. pruinosa (die Laus links mit den schwarzen Honigsaftröhren) – obwohl sie ein adultes Tier ist, besitzt sie ungewöhnlicher Weise kein dorsales Wachs wie die Laus über ihr. Darüber sieht man eine lebendgebärdende Adulte (Ovipara mit weißem, perikaudalem Wachsring) und zwei flügellose Tiere (Apterae) von Cinara piceicola auf einer Fichte im Oktober.

Mischkolonie mit Cinara piceicola

Diese Mischkolonien werden normalerweise von Ameisen gepflegt, sodass man Auswirkungen auf das Baumwachstum anhand der Blattläuse als auch der Ameisen gemeinsam beurteilen muss. Gewöhnlich reagiert das Wachstum von Laubbäumen positiv auf die gegenseitige Beeinflussung von Ameisen und Blattlaus, da die Ameisen viele schädliche Pflanzenfresser vernichten. Im Gegensatz dazu wurde gezeigt, dass Ameisen-Laus-Mutualismus (Form einer Symbiose) das Wachstum von Waldkiefern (Pinus sylvestris) unterdrückt. Dies liegt möglicherweise daran, dass bei Nadelbäumen im Gegensatz zu Laubbäumen relativ wenig entblätterende Insekten vorkommen.

Kilpelainen et al. (2003) fanden heraus, dass ein Ameisen-Laus-Mutualismus mit einer deutlichen positiven, aber nicht signifikanten Zunahme des Höhenwachstums bei einzelnen, fünf Jahre alten Fichtenkeimlingen zu beobachten ist. Auf das Stammwachstum einzelner schnell-wachsenden 30-jährigen norwegischen Fichten wirkte sich der Mutualismus jedoch leicht negativ aus. Man kam zu dem Schluss, dass die Auswirkungen in der Summe vernachlässigbar sind, da nur wenige Bäume einen starken Befall aufwiesen.

Referenzen

  • Binazzi, A. & Scheurer, S. (2009). Atlas of the honeydew producing conifer aphids of Europe. Aracne. 132 pp. Einleitung
  • Carter, C.R. & Maslen, N.R. (1982). Conifer Lachnids. Forestry Commission Bulletin No. 58, 75pp.
  • Johansson, T. & Gibb, H. (2012). Forestry alters foraging efficiency and crop contents of aphid-tending red wood ants, Formica aquilonia. PLoS ONE 7 (3):e32817.  Vollständiger Artikel
  • Kilpelainen, J. et al. (2009). Does the mutualism between wood ants (Formica rufa group) and Cinara aphids affect Norway spruce growth? Forest Ecology and Management 257 238-243. Abstract
  • Pintera, A. (1966). Revision of the genus Cinara Curt. (Aphidoidea, Lachnidae) in Middle Europe. Acta entomologica bohemoslavika 63, 281-321.
  • Wellenstein, G. (1960). Ergebnisse vierjähriger Untersuchungen über die Steigerung der Waldbienentracht. (Four years‘ results of trials to increase the honey harvest from the forest.) Zeitschrift für Angewandte Entomologie 47 (1), 32-41.

Quelle: influentialpoints.com

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