In der Literatur werden sehr viele Honigtauerzeuger genannt, bei denen Bienenflug beobachtet wurde. Für die imkerliche Praxis ist aber nicht entscheidend, ob Bienen Honigtau sammeln – sondern ob daraus eine nutzbare Tracht entsteht, die über mehrere Tage so viel Eintrag erzeugt, dass am Ende ein schleuderfähiger (Sorten-)Honig möglich ist.
Eine Massentracht durch einen einzelnen Honigtauerzeuger ist in der Regel nur dann zu erwarten, wenn drei Bedingungen gleichzeitig erfüllt sind:
- Die Wirtspflanze kommt im Flugkreis in relevanter Menge vor (Bestand, Fläche, Dichte).
- Der Honigtauerzeuger tritt periodisch in Massen auf (Massenvermehrung ist zumindest gelegentlich möglich).
- Die Massenvermehrung führt zu ausreichend Honigtau über ein nutzbares Zeitfenster hinweg.
Bei manchen Baumarten (z. B. Buche, Kiefer, Douglasie) ist die erste Voraussetzung vielerorts erfüllt, doch kommt es bei den auf ihnen lebenden Honigtauerzeugern selten oder nie zu wirklich trachtrelevanten Massenvermehrungen. Bei anderen Baumarten ist es umgekehrt: Einzelbäume können stark befallen sein und deutlich beflogen werden (z. B. Birke, Weide, Eiche, Erle, Esche), aber die Bestandsdichte im Flugkreis ist häufig zu gering, um über längere Zeit stabile, hohe Zunahmen allein aus dieser Quelle zu erwarten.
Wichtige Honigtauerzeuger an Tanne
An der Weißtanne lassen sich im Jahresverlauf mehrere Honigtauerzeuger beobachten. Aus heutiger Praxissicht erfüllen jedoch vor allem zwei Arten regelmäßig die Anforderungen an eine trachtrelevante Massentracht:
- Grüne Tannenhoniglaus (Cinara pectinatae)
- Große schwarzbraune Tannenrindenlaus (Cinara confinis)
Honigtautropfen und Bienenbeflug können zwar auch bei anderen Arten beobachtet werden (z. B. Tannennapfschildlaus, Weißtannentrieblaus), doch bleibt deren Beitrag zur nutzbaren Tracht meist begrenzt: Entweder kommt es sehr selten zu Massenbefall oder die Phase hoher Dichte liegt früh im Austrieb und liefert – selbst bei starkem Besatz – häufig nur vergleichsweise geringe Honigtaumengen.

Wichtige Honigtauerzeuger an Fichte
An der Fichte können zwei Schildlausarten (Lecanien) und mehrere Rindenlausarten (Lachniden) beteiligt sein. Ihre imkerliche Bedeutung wird regional teils unterschiedlich eingeschätzt. Erfahrungen aus mehrjährigen Beobachtungen zeigen, dass die Beteiligung einzelner Arten stark von Region, Höhenlage und Bestandsstruktur abhängen kann – und dass vermeintliche „Lecanienstandorte“ nicht in jedem Jahr (oder überhaupt) eine lecaniengetragene Tracht liefern.
Zusätzlich erschwert die Praxisbeobachtung, dass viele Lachniden kolonieartig auftreten und teils versteckt sitzen. Dadurch können Arten, die zum Trachtgeschehen beitragen, leicht übersehen werden – insbesondere, wenn gleichzeitig leichter auffindbare Arten präsent sind. Für mehrere Arten existieren zudem keine einfachen Feldmethoden, mit denen die Populationsdichte exakt bestimmt werden kann; hier bleibt häufig nur eine robuste Schätz- und Vergleichsbeurteilung.

Übersicht: Arten und imkerliche Bedeutung (grobe Einordnung)
Die folgende Übersicht dient als pragmatische Orientierung (keine absolute Rangliste). Regionale Abweichungen sind möglich.
| Baum | Lausart | Wissenschaftlicher Name | Bedeutung (relativ) |
|---|---|---|---|
| Fichte | Rotbraune bepuderte Fichtenrindenlaus | Cinara pilicornis | ••••••••• |
| Große schwarze Fichtenrindenlaus | Cinara piceae | •••••• | |
| Kleine Lecanie / Fichtenquirlschildlaus | Physokermes hemicryphus | •••• | |
| Stark bemehlte Fichtenrindenlaus | Cinara costata | •• | |
| Graugrün gescheckte Fichtenrindenlaus | Cinara pruinosa | • | |
| Grüngestreifte Fichtenrindenlaus | Cinara piceicola / stroyani | • | |
| Große Lecanie / Fichtenquirlschildlaus | Physokermes piceae | • | |
| Tanne | Grüne Tannenhoniglaus | Cinara pectinatae | ••••••••• |
| Große schwarzbraune Tannenrindenlaus | Cinara confinis | •• | |
| Colorado-Tannenrindenlaus | Cinara curvipes | – |
Hinweis: Die Punktbewertung ist eine praxisnahe Einordnung („relativ“). Abweichungen nach Region, Höhenlage, Bestandsstruktur und Jahr sind möglich.